Konstruktion und Bau einer Fördermaschine

1. Konstruktionswettbewerb KL IV (FWT) 1993

Kuriose Konstruktionen mit Nylonstrumpf und Klobürste

"Die Ausbildung an den Hochschulen sei theorielastig und praxisfern, wird immer wieder auch von seiten der Industrie beklagt. Um derlei Vorwürfen entgegenzuwirken, veranstaltete das Institut für Feinwerktechnik der Universitat Stuttgart zum erstenmal nach amerikanischem Vorbild einen Konstruktionswettbewerb für Maschinenbaustudenten des vierten Semesters. Deren Aufgabe: eine mit einem Elektromotor betriebene Anlage zu konstruieren, die in einer bestimmten Zeit möglichst viel Sand und Popcorn über ein Hindernis befördern kann.

Ein Minimotor und ein kleines Getriebe - das war alles, was die sechs gemeldeten Gruppen für die Entwicklung ihrer Fördermaschinen an die Hand bekommen hatten. Deshalb waren Ideen der insgesamt mehr als 30 Teilnehmer gefragt, um innerhalb von rund zehn Wochen ein möglichst preiswertes, einfaches und dennoch taugliches Produkt zu konstruieren - Maßgaben wie sie draußen in der Industrie herrschen. Daß es an Phantasie nicht mangelte, davon zeugen die kleinen, aber feinen Apparate. die im vierten Stock des Gebäudes Pfaffenwaldring 9 aufgebaut sind. Da wurde ein Märklin-Baukasten ausgeschlachtet, dessen Teile das Grundgerüst einer der Anlagen bilden; am unteren Ende wirbelt eine rotierende Bürste Sand und Popcorn auf das Förderband, das wiederum aus einem alten rosafarbenen Nylonstrumpf besteht - Recycling im besten Sinne.

Auch andere Geräte wurden zumindest teilweise aus Abfall hergestellt, etwa aus Blechdosen oder ausrangierten Autogurten. Paketklebeband und Fetzen eines Plastikmüllsackes wurden ebenso verwendet wie Aluminiumleisten und Versatzstücke aus Silikon. Für die Erstplazierten des Wettbewerbs gab es Preisspenden aus der Industrie. Das Siegerteam von Kristina Eberle, Beate Rittmann. Brian Hunt und Thorsten Zywinskl hatte mit einer technischen Variante Erfolg, indem es das Material vermittels einer Luftschraube über das Hindernis blies. Da kam selbst die professionell gefertigte, außer Konkurrenz angetretene Maschine des Institutsleiters, Professor Arthur Jung, nicht mehr mit, der mit einer weißen Klobürste für den Sand- und Popcornfluß sorgte.
Zur Aufgabe gehürte freilich nicht nur die Lösung eines technischen Problems und dessen praktische Umsetzung. vielmehr sollten die Studenten in Skizzen die gewählte Strategie erläutern und auch die Herstellungskosten kalkulieren - ebenfalls Know-how, das in der Praxis gefragt ist. Manch einer der Nachwuchsingenieure dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als am Ende der Preis für die Maschine zusammengerechnet war: vor allen Dingen wegen des hohen Arbeitsaufwands bei einigen Arbeiten rund 15 000 bis 20 000 Mark."

Quelle: Achim Wörner/Stuttgarter Zeitung 14.7.1993

 

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